Kastration bei Hündin und Rüde

Hündinnen werden ungefähr alle 7 Monaten, meist zum Frühjahr und Herbst, läufig. Die Hündin hat blutigen Ausfluss, der individuell stärker oder schwächer ausgeprägt sein kann. Um den 11. Tag der Blutung liegt der befruchtungsfähige Zeitpunkt. Rüden werden dadurch vehement angezogen und Besitzer einer läufigen Hündin haben oft Mühe, zu aufdringliche Rüden von der Hündin fernzuhalten (noch dazu gegen deren Willen). Manche Hündinnen zeigen Wochen nach der Läufigkeit die Symptome einer Scheinschwangerschaft: sie bemuttern Stofftiere, bauen ein Nest, ihr Gesäuge schwillt an und kann Sekret absondern. Dieser Zustand sollte bei starker Ausprägung medikamentell behandelt werden.

Männliche Tiere haben keine saisonale Bindung Ihrer Sexualität. Rüden reagieren auf läufige Hündinnen in ihrer Umgebung mit Unruhe, Fressunlust und Jaulen. Bietet sich die Möglichkeit, können sie Reißaus nehmen, um ihrem sexuellen Trieb zu folgen. Häuser in denen sich läufige Hündinnen befinden, können oft regelrecht belagert werden. Das Zusammenleben zwischen Mensch und Haustier kann durch solches Verhalten empfindlich gestört werden. Eine medikamentelle Läufigkeitsverhütung ist nur ausnahmsweise zur Überbrückung eines bestimmten Zeitraums berechtigt. Die dauerhafte Anwendung birgt ein zu hohes Risiko an Nebenwirkungen. Zur Lösung dieser Probleme ist daher die Kastration das geeignete Mittel. Alle mit der Sexualität zusammenhängenden Verhaltensweisen fallen weg: “Herrenbesuche”, das Abbluten der Hündinnen, Liebesausflüge unterbleiben.

Durch den Ausfall der saisonalen, hormonbedingten Triebe zeigt das Tier keine unerwünschte Charakter- oder Persönlichkeitsveränderung. Es besitzt nicht das differenzierte Sexualbewußtsein des Menschen. Durch die Kastration werden zudem Krankheiten verhindert, die mit den Jahren relevant werden können (z.B. Gebärmutterentzündungen, Prostataerkrankungen).

Hündinnen haben im Vergleich zum Menschen, eine deutlich erhöhte Rate an Brusttumoren zu erkranken. Die Entstehung ist bei der Hündin von den Zyklushormonen stark beeinflußt. Untersuchungen zeigen, dass eine frühe Kastration vor der 1. Läufigkeit der Hündin das Brusttumorrisiko um 98 % reduzieren kann. Erfolgt die Kastration vor der 2. Läufigkeit reduziert es sich auf ca. 85%, vor der 3. Läufigkeit auf ca. 75%. Eine Kastration nach der 3. Läufigkeit zeigt dagegen keinen statistischen Vorteil mehr.

Als möglicherweise eintretende Nebenwirkungen einer Kastration der Hündin, kann nach Jahren eine Harninkontinenz auftreten, deren Ursache nicht gänzlich geklärt ist, medikamentell aber nahezu immer gut in Griff zu bekommen ist. Bei bestimmte Rassen besteht die Neigung nach einer Kastration ein dünneres, flauschigeres Haarkleid zu entwickeln, man spricht dann auch von „Babyfell“. Selbstverständlich ist nach einer Kastration kein Nachwuchs mehr möglich. Das möglicherweise auftretende Gewichtsproblem kastrierter Tiere, welches auf einem veränderten Fettstoffwechsel beruht, lässt sich mit Disziplin und Konsequenz durchaus kontrollieren.

Über eine Kastration des Rüden ist bei aggressivem Dominanzverhalten, übermäßig starkem sexuellen Drang oder bei Prostataproblemen nachzudenken. Beim Rüden bietet sich als alternative, nicht-chirurgische Kastration, inzwischen eine "hormonelle" Kastration mittels Hormonchip an.

Generell sollten Sie über eine mögliche Kastration Ihres Tieres mit uns sprechen. Eine Entscheidungsfindung hängt immer auch von individuellen Gründen des Tieres und dessen Umfeld ab. Hierzu beraten wir Sie gerne ganz individuell.